Kollektive Selbst- und Mit-Bezogenheit. Ein systemisch-humanistischer Blick.

Das Leben ist nicht denkbar, nicht ohne die vielen selbstständig agierenden und miteinander in unmittelbarer Beziehung stehenden kleinsten Einheiten des Lebens. In ihrer Selbstständigkeit, Selbstorganisation und in Ihrer unmittelbaren Bezogenheit aufeinander gleichen sich die  Elemente verschiedenster komplexer Systeme.

Was lässt sich lernen aus dieser Selbstorganisiertheit und unmittelbaren Bezogenheit komplexer Systeme, sowohl für uns selbst, als auch für unsere Art miteinander zu Leben?

 

 

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Kollektive Selbst- und Mit-Bezogenheit. Ein systemisch-humanistischer Blick.

Das Leben ist nicht denkbar, nicht ohne die vielen selbstständig agierenden und miteinander in unmittelbarer beziehung stehenden kleinsten Einheiten des Lebens. In ihrer selbstständigkeit, selbstorganisation und in Ihrer unmittelbaren bezogenheit aufeinander gleichen sich die  elemente verschiedenster komplexer systeme.

was lässt sich lernen aus dieser selbstorganisiertheit und unmittelbareN Bezogenheit Komplexer Systeme, sowohl für uns selbst, als auch für unsere Art miteinander zu Leben?

 

Unsere Welt, die Natur, unsere Gesellschaft und wir selbst, sind komplexe Systeme, mit komplexen Strukturen und Bedingungen. Wir selbst sind komplexe Individuen – mit vielfältigsten Biographien, kulturellen und familiären Geschichten, mit unterschiedlichsten Bedürfnissen und Träumen, Eigenarten und Fähigkeiten. Die Komplexität und Variabilität der Welt, die uns umgibt, ist uns nicht neu. Genau sie ist es, die uns manchmal wünschen lässt, die Welt möge einfacher sein. Darüber hinaus gibt es Personen des realen Lebens und Figuren des Fiktiven, die uns immer wieder gern daran erinnern, dass nicht nur die Welt, sondern eben auch wir selbst ein komplexes und sich wandelndes Wesen sind, mit all den Herausforderungen, die genau das mit sich bringt.

Unsere Leben gehören nicht uns. Von der Wiege bis zur Bahre sind wir mit anderen verbunden. In Vergangenheit und Gegenwart. Und mit jedem Verbrechen und jedem Akt der Güte erschaffen wir unsere Zukunft.

Cloud Atlas, David Mitchel

 

 

Was geschieht aber, wenn wir diesen Gedanken – die Komplexität und Variabilität des Menschen – konsequent weiterdenken?

 

Der Mensch als Lebensgemeinschaft – Holobiont, statt  Einzellebewesen

Schaut man sie sich ein wenig genauer an – Menschen, Natur, Gesellschaften und Organisationen – erinnern diese an lebendige hoch komplexe Gesamtorganismen. Diese komplexen Organismen besitzen, wie wir heute wissen, die Eigenart, nicht vollkommen zentral gesteuert werden zu können. Ganz im Gegensatz zu Maschinen, wenn man erst einmal weiß wie und ihnen nicht aus Verzweiflung einen widerspenstigen Charakter unterstellt.

Auch unser Gehirn steuert nicht selbst jedes Organ, jedes Netzwerk und jede Zelle unseres Körpers. Im Gegenteil, die rund 75 Billionen Zellen des menschlichen Körpers gelten als die kleinsten selbstständig lebenden Einheiten, welche ihre wesentlichen und komplexen Aufgaben des Lebens tagtäglich aufs Neue bewältigen. Darüber hinaus leben diese 75 Billionen menschlichen Zellen in Symbiose mit 80 – 100 Billionen Mikroorganismen, Viren und Bakterien – ohne die wir als Menschen überhaupt nicht lebensfähig sind.

Diese Perspektive ändert den Blick auf uns Menschen. So wie wir bzw. unser Gehirn, nicht jede Aktion unserer Zellen steuert, sondern es unzählige Zellen, Organismen, Netzwerke und Organe gibt, die quasi gleichzeitig autonom und im ständigen Austausch sind (kommunizieren), sind es letztendlich all die selbstständigen auf sich selbst und die anderen abgestimmten Aktionen und Reaktionen, die uns lebendig halten. Ja, die das Lebendige an sich ausmachen.

Ich bin nicht nur ein Ich. Ich bin auch ein Wir.
Sense8, L. & L. Wachowski, J. Michael Straczynski

Kein Leben ist nur für sich selbst lebendig. Jedes Element ist vollkommen auf die eigene Lebendigkeit bezogen und geht genau dafür in Beziehung zu allen anderen. Wir selbst sind desshalb ein komplexes sich ständig wandelndes System von sich aufeinander beziehenden selbstorganisierten Einzelelementen. Wir sind nicht ein sich selbst begreifenden Einzelwesen, sondern eine sich selbst begreifende Lebensgemeinschaft, ein Holobiont. Wir haben sowohl körperlich, als auch geistig und emotional eine Beziehung zu uns selbst, zu unserem inneren Wir. Wir bestehen quasi aus diesen Beziehungen und aus der Beziehung zu diesen Beziehungen. Darüber hinaus stehen wir in Beziehung zu unserer Umwelt und allen anderen Individuen. Diese Beziehungen zu erkennen, zu verstehen und mit ihnen gelingend umzugehen, nennen wir den Systemischen Blick. 

 

Der Systemische Blick – Innere und äußere Bezogenheit

Wer die Welt, sich selbst und unsere gesellschaftlichen, organisatorischen und persönlichen Beziehungen verstehen möchte kann im systemischen Blick eine selbstermächtigende handlungs- und lösungsfördernde Perspektive hinzugewinnen. Im Systemischen Blick erkennen wir, wie wir – eingefärbt durch unsere inneren Beziehungen (Erfahrungen, Ängste und Hoffnungen) unsere Perspektive auf die Welt erschaffen und unseren Umgang mit ihr. Der Systemische Blick ist quasi – um die Metapher des Konstruktivismus-Klassikers, der 1999 in die Kinos kam – die rote Pille, welche die Augen für die (Selbst-)Konstruiertheit unserer Wirklichkeit öffnet und uns wieder Handlungsfähig macht, selbstorganisiert und aufeinander bezogen.

Es ist die Aufgabe eines Jeden, für sich seine eigene Rolle zu erfinden und seine Andersartigkeit zu nutzen. 
Miss Understood ELEMENTARY, Bob Goodman 

Was entsteht, wenn wir beginnen unsere Wahrnehmung entschlüsseln und unserer blinden Flecken angesichtig werden? Was verändert sich, wenn wir erkennen wie wir unbemerkt unserer Beziehungen erschaffen in die wir eingebunden sind? Was verändert sich in der Art und Weise wir uns selbst sehen und mit uns selbst umgehen?
Möglicher Weise erweitert es unsere Perspektive, unseren Horizont. Möglicherweise entsteht Lust sich auf die eigene Reise zu machen. Vielleicht werden wir inspiriert neue Wege auszuprobieren. Was immer aber entsteht ist eine Erweiterung des Gestaltungsraumes.

Systemisch-humanistische Lern-, Entwicklungs-, Problemlösungs- und Selbstorganisationsprozesse

Meine persönliche Hoffnung ist, dass wir erkennen, dass wir nicht nur nicht ’nicht-kommunizieren‘ können, sondern dass wir auch nicht ’nicht-handeln‘ können. Dass wir in unserer kontinuierlichen Bezogenheit immer Wirkungen erzeugen, sowohl auf anderes und andere, als auch auf uns selbst. Wir handeln immer. Wir sind immer in Beziehung. Unsere internalisierten und externalisierten (Beziehungs-)beiträge prägen uns selbst, unsere Mitmenschen und unsere Welt. Sie prägen das hier und jetzt und je nach dem, wie wir mit den nachfolgenden Generationen umgehen, prägen sie nicht nur unsere Zukunft, sondern auch die Zukunft aller anderen.  Es ist mir deshalb ein besonderes Anliegen den Systemischen Blick und die daraus entstehenden individuellen und gemeinschaftlichen Lern-, Entwicklungs-, Problemlösungs- und Selbstorganisationsmöglichkeiten über die Ausbildung von Erziehern, Pädagogen, Führungskräften, Beratern und Therapeuten und Kursen für alle zu unserem Allgemeinwissen werden zu lassen. Auf dass wir unsere kollektive Intelligenz und unsere Beziehungsfähigkeit erhöhen, noch fähiger werden voneinander zu lernen und im Frieden miteinander und der Welt zu leben.

Autor

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Marc Borries

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